Zufallsfund ... Saab 9000 Turbo 16, MY 1988

Stand  November 2023:
Da sich die Wiederinstandsetzung der beiden verbliebenen 900er immer wieder verzögert, tut die bronze-braune Zeitkapsel weiterhin treu ihren Dienst. Anfang 2023 habe ich vier Austauschtüren aufbereiten und lackieren lassen. Bis Anfang 2024 möchte ich diese nach und nach einbauen und andere Kleinigkeiten erledigen lassen. Ziel ist nun im Frühjahr 2024 das H-Gutachten und dann mal sehen.

2014 war die Blüte meiner Sammelleidenschaft und es gab noch Platz in der Halle. Die Konstellation führte zwangsläufig zum regelmäßigen Blick in die Anzeigenportale. Da bei mir ein faible für die frühen 9000er bestand, fiel mir früh die Annonce auf für das hiesige Exemplar nähe Chemnitz. Obwohl als technisch fahrbereit beschrieben (was sich auch bewahrheitete), schreckten mögliche andere Interessenten ebenso wie mich die transparent dargestellten noch nötigen Karosseriearbeiten ab für eine Wiederzulassung. Außerdem war vor fast 10 Jahren die Nachfrage nach der ersten 9000er Generation am Tiefpunkt.
Der Angebotspreis sank und sank.
Als er dem Gegenwert der 8fach Bereifung entsprach und die Gefahr einer Verschrottung real wurde, griff ich zuerst zum Hörer, dann zum Termin für ein Kurzzeitkennzeichen (für die jüngeren Leser*innen: damals gab es noch deutschlandweit geltende Überführungskennzeichen ohne eine gültige HU/AU), final zum Bahnticket und fand mich kurz danach am Verkaufsort wieder.
Die Übergabe verlief ausgesprochen freundlich, ich nutzte die Zeit und den CC anschließend direkt für einen (meinerseits viel zu selten gemachten) Bekanntenbesuch in der Nähe von Leipzig und danach für die Rückfahrt auf eigener Achse nach Hamburg in die Halle.
Dort sollte der CC die nächsten drei Jahre stehen und auf seine Wiedererweckung warten.
Aber bevor die Geschichte weitergeht, erstmal ein paar Daten:


Ein "Gradschnautzer" Saab 9000 CC Turbo 16 Automatik MY 88 mit dem (aus dem Saab 900 Turbo 16 bekannten) B202 Turbomotor und  160 PS (mit 3-Wege Katalysator),  in der originalen Sonderlackierung bronze-metallic und mit kaschmir-braunem Luxusvelours ist wahrscheinlich einmalig in Deutschland (bei nur noch 11 zugelassenen (Stand 2022) Saab 9000 TU 16 der MY 85-88 mit genau diesem Motor  noch ohne die spätere "Direct Ingnition" Zündkassette ab MY 89. Der Unterschied besteht in der geänderten Leistungsangabe (163 PS) ab MY 1989 und die Bestandszahlen lassen sich daher in der KBA-Liste einfach bestimmen). Außerdem gab es die Farbe "bronze-metallic" auch nur bis MY 1990 und wurde ab 1991 durch das ähnliche, aber nicht gleiche "citrin" abgelöst.
Die Ausstattung ist über die umfangreiche Serienausstattung (Tempomat, ZV, el. Fensterheber, el. Antenne, Sitzheizung, usw. ) hinaus beim Erstkauf u.a. mit Automatik (ZF Getriebe mit Wandlerbrückung in der vierten Fahrstufe, was den Verbrauch auf der Landstraße und Autobahn erheblich gegenüber der alten 3-Stufen Automatik der klassischen 900er senkt), ABS, Stahl-Schiebedach und einigen weiteren kleinen Extras komplettiert worden. Damit hat der Neupreis laut Preisliste von 1988 bei fast 60.000 DM gelegen. Mit dem Preisschild, der umfangreichen Ausstattung und dem leistungsstarken B202 Turbo Motor kratzte der Saab 9000 Ende der 80er Jahre an die damalige Oberklasse und trat in Vergleichstests gegen Fahrzeugtypen wie Jaguar XJ 6, Mercedes 260 E (124er Baureihe), BMW 525 (E34), Ford Scorpio V6 oder auch Audi 100 2.3 E (Typ 44) an. Und gewann diese regelmäßig (zumindest in nicht-deutschen Tests) angesichts des überlegenen Turbomotor- und Innenraumkonzepts (Stichwort "large car" nach EPA rating in den USA) und seiner grundsätzlich hohen Verarbeitungsqualität.

Zurück zu diesem Exemplar:

Das Scheckheft mit den Daten der Erstauslieferung liegt vor und wurde bis 142.500 km geführt. Der letzte Serviceeintrag datiert von 2005. Auch wenn sogar ein alter Fahrzeugbrief vorliegt, liegt die Zeit zwischen 2005 und 2013 mit Ausnahme einiger Namen der Vorbesitzer im dunkeln. Denn leider gibt es keine weitere Werkstattunterlagen zu dem Wagen. Sicher ist, daß in der Zeit 2005 (Ende Scheckheft) bis 2013 ca. 45.000 km in den 8 Jahren dazukamen. Also war der Turbo 16 in der Zeit wahrscheinlich nicht mehr im Alltagsbetrieb, aber auch keine "Standuhr", sondern regelmäßig in Bewegung.

Im August 2013 wurde der 9000 mit bis dahin abgespulten  ca. 187.000 km im deutschen Saab-Forum vom damaligen Besitzer (aus der Nähe von Mainz, der Ende 2013 nach (natürlich) Schweden auswanderte) mit abgelaufener HU und einigen Mängeln sowohl an Technik als auch Karosserie und Innenraum, aber (bedingt) fahrbereit inseriert (das Inserat liegt vor). Anschließend nahmen sich nacheinander zwei Saab-Fans des CC an und stellten die Fahrbereitschaft technisch wieder vollständig her, haben damals den 9000er jedoch jeweils bei sich nicht neu angemeldet. Denn der Aufwand für die nötigen  Karosseriearbeiten für eine neue erfolgreiche HU bzw. Wiederzulassung überstieg nach eigener Aussage des Verkäufers an mich letztendlich die vorhandenen Fähigkeiten. So kam ich dann über die oben beschriebene Annonce Mitte 2014 zu dem 9000er und konnte ihn auf eigener Achse von Chemnitz nach Hamburg überführen.

 

 

Der KM Stand zeigte bei Übernahme immer noch die ca. 187.000 km aus 2013 an, war also bei den Vorbesitzern außer zum Rangieren und zur Erprobung nicht gefahren worden. In Hamburg stand er dann 3 Jahre in meiner kleinen Saab Sammlung. Ein Freund zeigte 2017 Interesse an dem CC, und so entschloß ich mich, den 9000er wieder instandsetzen zu lassen und auf die Straße zu bringen. Die Karosseriearbeiten (vor allem die üblichen Stellen eines frühen 9000er im Heckbereich, d.h. Endspitzen, Stoßdämpferaufnahmen, Kofferraumboden, Radläufe ) wurden mit hohem Aufwand professionell von einem auf Saab spezialisierten Karosseriebauer instandgesetzt, konserviert und lackiert (siehe Fotos unten). Glücklicherweise stellte sich der Rest der Karosserie und der Technik als in einem guten Zustand heraus, und so wurde nach einem obligatorischen Wechsel der Flüssigkeiten der Turbo 16 im Dezember 2017 erneut zugelassen.

Obwohl mein Freund weiterhin begeistert von der Farbkombination gold-braun war (und ist), ließ sich seine Lebensgefährtin leider nicht erwärmen. Daher blieb der 9000er dann bei mir, auch in der Zeit, in der ich meine Saab-Sammlung zum größten Teil auflöste.


Nicht unglücklich, nach längerer Zeit auch mal wieder einen 9000 CC zu fahren,  lief (und läuft) der Turbo 16 daher seit 2017 als einer der nur noch wenigen in Deutschland zugelassenen frühen Turbo CC  "Gradschnautzer" in der Familie. Überhaupt gibt es insgesamt nur noch 80 zugelassene frühe Saab 9000 mit dem B202 Turbo Motor bis einschließlich MY 1991.

Stand Sommer 2019 hatte der Turbo 16 ca. 14.000 km in knapp 20 Monaten vor allem auf der Langstrecke zwischen Paris und Göttingen bzw. Hamburg und innerhalb Frankreichs abgespult. Schnell, komfortabel, leise und angesichts des Alters und der Automatik auch vergleichsweise sparsam. Zweimal wurde das Reisen unterbrochen, ironischerweise beide Male auf der Autobahn bei Aachen auf dem Weg zurück nach Paris (glücklicherweise konnte ich beide Male die AB über die gleiche Abfahrt hin zu einem gemütlicheren Platz verlassen, was das Warten auf den ADAC jeweils erheblich entspannte):  im März 2018 unterbrach die Fahrt ein Schaden der Zylinderkopfdichtung, die anschließend ohne weitere Folgen in meiner Hamburger Stammwerkstatt  erneuert wurde, und fast genau 1 Jahr später  Anfang 2019 war eine ausgeschlagene Antriebswelle radseitig die Ursache (bedingt durch eine gerissene Achsmanschette, durch die das Fett verloren ging), die danach ebenfalls in meiner Hamburger Stammwerkstatt gewechselt wurde.
Beide Schäden führte meine Stammwerkstatt auf Spätfolgen der langen Standzeit zurück. Etwas, was man einkalkulieren muß, wenn man ältere Autos wieder reaktiviert und in einen regelmäßigen Betrieb nimmt.
Trotzdem hatte der CC seine grundsätzliche Alltagstauglichkeit für mich bewiesen.
Im Sommer 2019 erfolgte dann eine Abmeldung des CC vor dem Hintergrund, daß einer der beiden verbliebenen 900er seinen Platz einnehmen sollte. Außerdem ist (auch) meine Lebensgefährtin nie mit der Farbkombination als auch der Automatik "warm" geworden. Sie bevorzugt im allgemeinen die Form, Farbe und Ausstrahlung unserer verbliebenen 900er.
Im Winter 2019 gab es aber Bedarf in der Familie für den Betrieb eines "Zweitwagens", und der CC wurde daher erneut angemeldet und ist es bis heute.

Die neue HU wurde im Dezember 2019 ohne größere Arbeiten (nur ein Riemen wurde getauscht) absolviert. Zu dem Anlaß hatte ich dem Turbo 16 neue Ganzjahresreifen auf schönen 15" Cross-Spokes spendiert, die man auf den (neueren) Fotos sehen kann.
Nach der HU  verblieb der CC dieses Mal in Deutschland, weil wir seit 2019 unsere Zeit hauptsächlich im Ausland in einer großen Metropole verbringen, in der ein eigenes Auto hauptsächlich hohe Standkosten verursachen würde. "Corona" verhinderte dann in 2020 eh weite Reisen und ausgedehnte Ausflüge, daher wurde der CC nur im Sommer für einige Familienausflüge zu fünft mit Gepäck genutzt. Die Paradedisziplin eines Saab 9000 ....
Bei dem Aufenthalt im
Sommer 2020 habe ich gleich noch ein paar Kleinigkeiten erledigt, wie z.B. vorne und hinten neue Lautsprecher und ein neues Radio installiert, die ZV instandgesetzt, die Velourpolster tiefengereinigt und die Lambdasonde wechseln lassen.
In den Corona-Jahren 2020 und 2021 wurde der CC v
on einem sehr guten Bekannten mit einem faible für Youngtimer/Oldtimer regelmäßig gefahren und gehegt, es sei denn, wir nutzten den CC bei unseren seltenen Heimataufenthalten mit Autobedarf erneut für uns.
 

Seit Mitte 2022 habe ich den CC dann wieder in die eigene Familie übernommen und im Winter 22/23 bei einer Lackiererei vier angelieferte Türen passend und professionell lackieren lassen.


KM-Stand am 4.11.2023: 233.333 KM. Damit wurde der CC in den letzten 6 Jahren seit Wiederinbetriebnahme ca. 45.000 km bewegt.

 

Der Austausch der Türen erfordert Sorgfalt und an manchen Stellen vier Hände und erfolgt daher Tür um Tür. Im Januar 2024 war "Halbzeit" und die hinteren beiden Türen sind getauscht.

Wahrscheinlich klappt es nicht mit dem finalen Tausch auch der beiden vorderen Türen zur nächsten HU Anfang des 2. Quartals und damit auch noch nicht mit der angestrebten H-Abnahme. Dafür müßte je nach Laune des Gutachters möglicherweise der Himmel noch neu bezogen werden, auch wenn der jetzige Zustand im Alltag nicht stört. Aber wenn der Himmel neu gemacht wird, kann auch das schon seit langem bereitliegende Glas-Schiebedach statt des Stahl-Schiebedachs verbaut werden. Es wird also nicht langweilig werden.
 

Ein paar KM-Zwischenstände der letzten Jahre, die KM wurden fast vollständig auf Langstrecken "gesammelt" :
Abholung/Kauf Mai 2014:187.609 km
HU Dezember 2017: 188.500 km
Abmeldung April 2018: 194.000 km
Wiederanmeldung November 2018
Abmeldung Juli 2019: 202.566 km
Wiederanmeldung Dezember 2019

Juli 2020: 204.500 km
Juli 2021: 213.000 km
Dezember 2021: 219.000 km
März 2022: 222.222 km
Juli 2022: 226.500 km
Januar 2023: 228.000 km
November 2023: 233.333 km

Februar 2024: 235.600 km

 

Aktuell ist der 9000 Turbo 16 (mit EURO 1 Kat) auf einem normalen Kennzeichen ganzjährig zugelassen und ist als Oldtimer versichert.