Mein zuverlässiges Zugfahrzeug ... außer beim Tanken von E10

Im November 2011 hatte ich den Unfall mit meinem ersten 16 S, und der zweite war noch nicht am Horizont sichtbar. Im Sommer 2011 hatte auch mein vorheriger 9k CC seinen letzten Weg angetreten. Tatsächlich besaß ich zu dem Zeitpunkt also "nur" noch mein Cabrio mit Saisonzulassung. Ein Winterauto mußte her. Im Kundenstamm meiner Stammwerkstatt gab es gerade einen CSE, EZ 11/95, mit dem 2,3l i Motor und Handschaltung, der zum Verkauf stand. Wartungszustand und Preis waren attraktiv und ließen das nicht vorhandene Schiebedach verschmerzen. So wurden wir uns schnell einig. Ich habe den CSE im Dezember 2011 übernommen mit ca. 211.000 km, verkauft habe ich diesen Mitte 2016 mit ca. 252.000 km. In den 4 1/2 Jahren kamen diverse Teile neu wie Auspuff komplett inkl. Krümmer, Kupplung, Benzinpumpe, Kühler, Batterie, usw.
Also grundsätzlich nichts ungewöhnliches. Ich hatte in der Zeit nur eine einzige Panne, und zwar als der CSE auf einer Rückfahrt von Paris kurz vor Hannover mitten in der Nacht mit 3 Mitfahrer*innen an Bord einfach aus ging. Der ADAC diagnostizierte eine defekte Benzinpumpe und schleppte den CSE zu einer Vertragswerkstatt in der Nähe, von der es dann per Mietwagen weiterging. Eine Geschichte, wie sie immer vorkommen kann.
Eine Benzinpumpe beim CSE zu wechseln ist jetzt kein Hexenwerk, und da ich den Mietwagen eh wieder zurückbringen mußte, gab ich den Auftrag zum Einbau einer neuen. Außergewöhnlich war dann nur die Nachricht bei Abholung, daß die Werkstatt festgestellt habe, daß das Benzin einen ungewöhnlich hohen Anteil an Wasser gehabt hatte, so daß sie zusätzlich den Tank auspumpen und den Inhalt als Sondermüll entsorgen mußten. Im Summe belief sich die Rechnung dann auf Höhe des gesamten Kaufpreises, den ich mal für den CSE gezahlt hatte. Ich erinnerte mich aber, daß ich noch in Frankreich an der Autobahn zum ersten (und letzten Mal) in meinem bisherigen Leben an einer AVIA-Tankstelle E10 getankt hatte, da die normale Zapfsäule defekt gewesen war. Unglaublicher Zufall? Normalerweise sollte der Motor eines CSE problemlos E10 vertragen. Offenbar Pech gehabt, denn obwohl mir die Werkstatt sogar eine Probe des Benzins mitgab, riet mir der kontaktierte ADAC Rechtsbeistand von einer Klage gegen AVIA ab. Sie würden das Problem mit schlechtem E10 Benzin kennen, aber die Beweislast sei zu aufwendig.

Randnotiz: ca. 2 Wochen später mußte ich erneut den ADAC rufen, weil ich im Großraum HH beim Trailern eines meiner Saab 96 wieder mit dem CSE liegen blieb. Dieses Mal ließ ich den CSE in meine Stammwerkstatt schleppen, die dann bemerkte, daß die andere Werkstatt die neue Benzinpumpe nur reingesetzt, aber nicht festgeschraubt hatte! Meine Lehre aus der Episode: seitdem lasse ich, sollte ich eine Panne haben, meine Saabs immer zur Saabgarage bringen. Wenn ich schon Ärger mit dem Auto habe, möchte ich mich im Anschluß nicht auch noch über die Werkstatt ärgern müssen.

Abseits dieser Episode war der CSE über die ca. 40 Tkm, die ich ihn gefahren bin, ein treuer Geselle. U.a. habe ich mit ihm meinen 84er Aero aus Paris nach Hamburg getrailert und diverse kleine Trailerfahrten rund um HH unternommen, auch für Freunde und Bekannte.
Meine Sammelleidenschaft an den alten Kisten kühlte aber schon seit 2015 ab, so daß das Trailern abebbte, für den Alltag hatte ich meinen grauen 16 S, für den Sommer eh mein Cabrio, und so wurde der CSE in den letzten Monaten mehr oder weniger als Dauerleihgabe im Bekanntenkreis zum privaten Carsharing weitergegeben. Eine Bekannte unternahm mit dem CSE auch noch eine Tour nach und durch Grossbritanien, die er bis auf einen abgefallenen Endtopf klaglos mitmachte.
Als im März 2016 die neue HU fällig wurde, kamen typische Mängel wie durchgerostete  Stoßdämpferaufnahmen und Endspitzen zum Vorschein, dazu war die Bremse hinten fällig, die Klimaautomatik war schon im Winter ausgefallen (Abhilfe gegen beschlagene Scheiben brachte ein humorlos installierter Lüfter, den ihr auf einem der Bilder erkennen könnt) und die fast obligatorischen Warnmeldungen: ABS-Fehler und SRS.


In Summe zuviele Dinge für einen nicht mehr gebrauchten Dritt-Saab, und so wurde er nach ein paar Monaten Standzeit in meiner Halle Mitte 2016 voll fahrbereit auf Stahlfelgen an einen Saab-Fahrer zum Kilopreis aus dem Ruhrpott weitergereicht, der ihn wieder auf die Straße bringen wollte.