Saab Nr. 2 ... eine kurze, aber innige Beziehung

Die Staffelübergabe zwischen meinem ersten und meinem zweiten Saab verlief fließend. Der erste wurde im Mai 2009 weitergereicht, den neuen habe ich ebenfalls im Mai 2009 auf mich zugelassen. Auf dem Papier blieb (fast) alles gleich: ein Saab 9000 MY91 mit 2.3l Sauger ging, ein MY 1990 2.3l Sauger kam. Und doch war alles anders. Denn nachdem ich 2005 das Forum kennengelernt hatte, verschlang ich quasi alles, was dort zum Thema "Tod durch Ausgleichswellenritzelabrieb" zu finden ist". Und mit diesem Wissen kam die Angst, die mich beim ersten Saab zwar nicht bei jedem KM erzittern ließ, aber um die Sinnhaftigkeit jeder Investition (schrieb ich schon, daß ich BWL studiert habe?).


Beim zweiten Saab gab es diese Sorge nicht. Denn der Saab war der vormalige Alltagswagen des Bruders des Meisters meiner Stammwerkstatt, und der Ausgleichswellentrieb war bereits einmal erneuert worden. Konnte man bei 330.000 km auf der Uhr auch schon mal machen. Darüberhinaus hatte der "neue" eine Lederausstattung, Holzapplikationen ... und war ein Gradschnautzer, was seitdem die von mir präferierte Karosserieform meiner Saabs ist. Dieser Gradschnautzer mit EZ am 06.01.1990 ist übrigens das seltenste 9000er Modell, das man finden (und fahren) kann. Denn der 2.3L Motor wurde zum MY 1990, d.h. nach den Sommerwerksferien 1989 eingeführt. Und bereits im Laufe des Frühsommers 1990 (offiziell erst zum MY-Wechsel 1991 ab dem Spätsommer 1990) kam dann die schräge Front beim CC.


So kam ich dann zu einem 2.3l Sauger Motor mit einem länger übersetzen Getriebe des 2.0l Turbos, was den Verbrauch auf der Autobahn um gut 1 Liter im Schnitt zu seinem Vorgänger senkte.

 

War mein erster Saab cool, so war dieser noch cooler. Fanden auch meine Freunde, die den CC gerne mal für Spritztouren ausliehen (das war auch schon beim ersten CC der Fall gewesen). Auch wenn diesem CC leider kein so langes Leben mehr beschieden sein sollte, hat er doch eine bleibende Aufgabe erfüllt. Denn neben der Entwicklung vom "Saab-Fahren" zum "Saab-Hobby" mit dem Kauf dieses zweiten Saabs hatte sich schon seit 2008 ein weiteres neues Thema in mein Leben geschoben: mein (damals noch ehrenamtliches) Engagement für die (Hamburger) Energiewende. Auch dies ist eigentlich eine andere Geschichte, aber es gibt eine direkte Überschneidung: und zwar wurde in 2011 mein CC das "inoffizielle Kampagnenauto" der Initiative zur Rekommunalisierung der Hamburger Energienetze. Mit dem CC wurden hunderte von Plakataufstellern transportiert, und Teammitglieder fuhren vollbesetzt im CC zu Workshops und anderen Veranstaltungen. Eine kleine Symbolik bringt mich auch heute noch zum Lächeln: mein kleiner Schwede hat dazu beigetragen, den schwedischen Atom- und Kohlekonzern Vattenfall in  die Knie (zumindest in HH) zu zwingen.

 

Aber ca. 18 Monate vor der Karriere meines CC als erfolgreiches Protest-Car gab es im Oktober 2009 eine abrupte Begegnung, die für den CC und dessen Karriere noch vor Beginn das Ende hätt ebedeuten können. Leider abrupter als die Bremsung, die der CC an einer Ampel in Hamburg hätte tun sollen, als der Fahrer vor mir eine unerwartete Vollbremsung hinlegte. Aber einfache Regel: wer auffährt, ist schuld. Und leider sind die Bremsen eines modernen Audi denen eines 1990er Saabs doch erheblich überlegen. Das Ergebnis war ein zwar weiterhin fahrtüchtiger 9000er, jedoch mit deformierter Front. Der Verstand sagte damals schon: das wars. Aber die Emotion und der Meister meinte: da geht noch was. Aber wenn es günstig sein soll, braucht es Zeit, bis alle benötigten Teile zusammengesucht sind und wir die Karosse richten können.
Ich war jung und hatte Zeit. Aber der Verstand wollte sich nicht so einfach mit seiner Verliererrolle abfinden und sagte: "Solange der CC in der Werkstatt steht, brauchst Du einen anderen Saab. Und Du schielst doch schon länger nach einem 900er. Und war da nicht gerade erst diese Anzeige mit dem schwarzen Turbo 16S? Also, wenn Du schon unvernünftig sein willst, dann mache es richtig.!"

Den Kauf dieses meines ersten 900er habe ich nie bereut. Im nachhinein erst stellte ich fest, in welch tückische Falle mich mein Verstand damals  hat laufen lassen: "Wenn es schon sinnlos ist, zwei Saabs parallel angemeldet zu haben, wo man nur eines fahren kann ... warum dann nicht drei? Denn ein Cabrio wolltest Du doch auch immer schon mal besitzen. Und wenn es drei sind, dann ....."
Aber bevor es so weit kam, kam auch der CC wieder auf die Straße. Tatsächlich war es dem Meister gelungen, mit viel persönlichem Einsatz die Front und die Karosse wieder zu richten (für einen Sauger CC mit seinerzeit gut 340.000 TKM, welch Wahnsinn an Ressourcenaufwand .. . denn es war Anfang 2010, und alte CC waren weit weg vom heutigen Image als seltene Klassiker).
Im März 2010 machte der CC seine längste Reise in meinem Besitz (jedoch ohne mich an Bord) mit Freunden meinerseits zum Skiurlaub in die Alpen. Den Rest des Jahres verbrachte der CC ziemlich ruhig, jedenfalls kann ich mich an nichts besonderes mehr erinnern, und auch im Saab-Forum gibt es keine besonderen Einträge von mir aus der Zeit, die auf außergewöhnliche Probleme schließen lassen. Ehrlich gesagt dürfte ich den 9000er aber auch nicht viel bewegt haben, schließlich gab es inzwischen den bereits oben erwähnten schwarzen 16S undauch  das begehrte TU 16 Cabrio. Im Frühjahr 2011 begann dann die Karriere als Kampagnenmobil für das Volksbegehren "Unser Hamburg, unser Netz",  was bis zum Frühsommer andauerte, aber seine Tage sollten gezählt sein. Auf einer Fahrt von Freunden erneut zum Skifahren (dieses Mal nach Bispingen) stieg die Temperatur stark an und eine Rauchwolke aus dem Motorraum: Zylinderkopfdichtung.

 

Dieses Mal siegte die Vernunft, denn als damals der Meister sagte: "Du und dieser CC, es soll wohl nicht sein", und ich außerdem nach einem Herausnehmen des Reserverads ziemlich gut den Gullideckel sehen konnte, über dem ich parkte (und auch sonst sich schon an einigen Stellen der bekannte CC-Rost sich bermerkbar machte), war mit der nahen HU sein Ende nahe.

 

Es mag daran gelegen haben, daß die gemeinsame Zeit kurz (knapp 2 Jahre), die gemeinsam gefahreren Kilometer relativ wenig waren (ich kann nur noch schätzen, wahrscheinlich weniger als 15 Tsd.) und er sich die Zuneigung mit inzwischen sogar zwei weiteren zugelassenen Saabs neben ihm teilen mußte . Jedenfalls war mein Engagement, diesen CC in aufbereitende Hände weiterzugeben, gering, und als sich dieses Mal ein Ankäufer von Kiesow auf mein Inserat hin meldete (natürlich waren die hauptsächlich auf das Leder scharf), war der deal schnell perfekt. Das muß im Sommer  2011 gewesen sein. Im Dezember kam dann sein Nachfolger, der modernste Saab, den ich bis heute jemals besaß: ein 1995er CSE.

 

Immerhin habe ich zu meinem zweiten Saab einige nette Fotos behalten. Das Radio und die Mittelarmlehne (übernommen aus meinem ersten Saab) habe ich bis heute. Und auch die seltenen weißen Blinkergläser liegen noch irgendwo im Regal.

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