Schnapsidee - oder citrin ist kein bronze

Im Herbst 2017 wurde mein Fuhrpark langsam übersichtlicher:
Im Mai 2017 hatte ich meinen Alltagswagen, den grauen Saab 900 Turbo 16 im Aero-look verkauft und der CSE war mit abgelaufener HU im Sommer 2017 abgholt worden. Nachdem ich im Herbst 2016 außerdem bereits meinen tollen 8V i und im Sommer 2017 dann das 88er Cabrio, den braunen und dann den gelben 96er verkauft hatte, lichtete sich die Sammlung. Angemeldet mit Saison-Zulassung war also im Herbst 2017 nur noch das 87er Cabrio. Die Frage war also: welchen Saab als nächstes aus der Halle auf die Straße bringen? Einen der 900er oder einen der 9000er?
Wie ich hier schon geschrieben hatte, nahm mir einer meiner Freunde die Entscheidung ab: es wurde der bronze-metallic farbene 88er CC.
Im Oktober 2017 stand der CC deshalb beim Karosseriemeister meines Vertrauens. Nicht für die HU relevant waren die durchgerosteten Türen. Aber schön waren sie trotzdem nicht. Da sah ich eines Abends im Internet eine Anzeige aus Hannover: Saab 9000 CC, MY 1991, bronze-metallic, fahrbereit, mit einem Preis zum Mitnehmen. Und das beste: die Fotos zeigten rostfreie Türen.

Eigentlich war mein Entschluß klar: keine neuen Autos.
Aber warum nicht diesen CC nach HH holen, die Türen in den 88er Turbo umbauen und dann den 91er zum Schlachten freigeben? Selbst die Rest-Karosse zum Nulltarif beim Schrottplatz abgeliefert wären die Kosten in Summe weit günstiger als das Aufbereiten der vier Türen des Turbos.


Keinen Schnaps, aber einen Tag später war der deal telefonisch abgemacht. Der Händler (ein Weiterverkäufer von Inzahlungnahmen eines Citroen-Autohauses) sagte mir sogar zu, daß ich den CC mit seiner roten Nummer nach Hamburg fahren könne.
Die Übergabe am nächsten Wochenende verlief bestens, und der CC war rostmäßig in einem außergewöhnlich guten Zustand, insbesondere die Türen. Alles super ... wobei, die Türen: es war ein regnerischer Tag, aber selbst in dem grauen Licht erschien mir das "bronze-metallic" des 91er CC etwas anders als meines 88er CC.
Aber egal, deal ist deal, getankt, die Kiste problemlos nach HH in meine Halle überführt, abends an den Rechner gesetzt und mal genauer recherchiert. Und gelernt: citrin ist eine tolle Farbe, und bronze-metallic ist eine tolle Farbe, aber citrin (ab MY 90) ist nicht bronze-metallic (MY 87-89). Damn. Dicht dran ist auch vorbei. Sollte ich den 91er CC trotzdem schlachten? Die Türen trotzdem umbauen? Den neuen CC etwa .... behalten?!
Ok, erstmal genaue Bestandsaufnahme machen, was hatte ich da eigentlich genau in meiner Halle stehen:
Saab 9000 CC mit dem 2,3l i Motor, Automatik, EZ 04/1991, 201.200 km, 3. Hand, Citrin Metallic (Farbcode 227), Innenausstattung dunkelgrau (Farbcode E44 Piqué), ZV, elektr. Außenspiegeln, el. Fensterheber, Radio, abnehmbare AHK, kein Schiebedach, keine Klima, montiert waren Winterreifen auf Stahlfelgen und Saab-Radkappen im Turbo-Look. Beim Himmel war der Stoff durch ein hartes weißes Material ersetzt, sah gut gut aus und sauber.
Das optische Erscheinungsbild war wirklich gut und weit besser als der meines 88er Turbos vor dessen Instandsetzung. Aber war der Zustand der Karosse auch tatsächlich so gut, wie es von außen den Eindruck machte? Also hin zum Karosseriebauer und Autos tauschen: fertig geschweißten Turbo abholen, Kuckucks-Ei hinstellen. Und tatsächlich: nur Radlauf rechts wäre für eine neue HU fällig, der Rest der Karosse ist auffällig gefällig: die Türen fast rostfrei, Motorraum, Heckklappe auch, Kofferraumboden fest und dicht, Stoßdämpferaufnahmen sauber und bereits konserviert. Trotzdem stand noch der Entschluß: weniger statt mehr. Also nicht behalten, sondern weitergeben und gucken, ob sich nicht doch inzwischen ein paar mehr 9000 CC Liebhaber da draußen tummeln außer mir.
Als sich im Saab-Forum niemand fand, setzte ich als letzten Versuch eine Auktion an und tatsächlich: für einen knappen 4stelligen Betrag ging der CC an einen 9000er Fan. Inzwischen erlangte der CC auch Bekanntheit in Saab-Kreisen durch einen Typenvergleich zwischen CC und CS.

 

So war dieser CC der Saab, der bei mir die geringste Verweildauer hatte. Als Erinnerung hier noch die Notizen, die ich damals in die Verkaufsanzeige geschrieben hatte:


Historie:
3. Hand, bei der letzten Besitzerin 20 Jahre von Juni 1998 bis Juni 2016 gelaufen.
Dann Juni 2016 bei einem Autohaus in Hannover in Zahlung gegeben, über dessen Verwerter wurde er dann lieblos zum Verkauf angeboten. Vom Verwerter habe ich den CC im Oktober 2017 auf eigener Achse nach Hamburg überführt.
Ich habe keine weiteren Unterlagen zum Auto, jedoch eine Mängelliste zur HU (Dekra) im Juni 2014 (km-Stand 193.805):
- Staubmanschette Spurstangenkopf links/rechts beschädigt
- Stabilisator Hinterachse re/li ausgeschlagen
- Karosserie hinten rechts durchgerostet
- Staubmanschette Antriebswelle vorne rechts eingerissen
- Befestigung Abgasrohr mangelhaft
- Motor ölfeucht
- Bremswirkung Feststellbremse Blockiergrenze erreicht
- gefährdendes Fahrzeugteil Stoßfänger/Seitenwand durchgerostet

Nachprüfungsbericht nach 1 Woche zu dieser HU, und dort steht:
Fahrzeug ist ohne festgestellte Mängel
> d.h. sämtliche oben aufgeführten Mängel wurden innerhalb 1 Woche in der dortigen Werkstatt beseitigt. Seitdem (Juni 2014) wurde der CC bei der Vorbesitzerin nur noch ca. 7000 km bewegt bis zur Abmeldung im Juni 2016. Daher eben auch der gute und uneingeschränkt fahrbereite Zustand nach den umfangreichen Reparaturen in 2014.

Wie bereits beschrieben habe ich den Saab auf eigener Achse überführt und auch jetzt zum Karosseriebauer gefahen. Auf der Fahrt habe ich nichts besonderes festgestellt, die Automatik schaltet butterweich, der Motor zieht gut durch; Lenkung, Bremsen, Lichter, Kühler, usw.; funktioniert alles.

Bei Fragen einfach melden; Preisverhandlungen vor Ort; es kommt mir nicht auf den Euro an, sondern lieber gebe ich ihn an jemanden, der die alten CC zu schätzen weiß.