Saab 900 Turbo 16

Ursprünglich stammt  dieser schöne frühe, vollausgestattete (bis auf Klima und Leder) platinblaue 900 Turbo 16 als Handschalter mit der vollen (kat-losen) Leistung mit 175 PS aus den Niederlanden. Das Modelljahr 1985 ist das zweite MY des B202 Turbomotors mit 16 Ventilen. Erste Verbesserungen am Motor (u.a. härtere Ventilsitzringe) hatte Saab zum  MY 1985 vorgenommen, gleichzeitig hat das MY 1985 noch die Getriebeauslegung mit dem langen Differential und 7er Primär. Grundsätzlich ist dies die optimale Kombination für das Fahren eines serienmäßigen Turbo 16 mit der vollen Leistung von 175 PS, denn das bedeutet sowohl die Fähigkeit zum beeindruckenden Beschleunigen als auch ein angenehmes und schnelles Gleiten auf der Autobahn im 5. Gang. Und das mit inzwischen 35 Jahren. Vier (fünf) Türen beim 900er sind ungewohnt. Aber sehr praktisch im Vergleich zum üblichen 3türigen Coupé und ideal, um nicht nur "ältere Herrschaften" bequem in diesem Klassiker des (nicht nur schwedischen) Automobilbaus spazieren zu fahren.
Die bisherige Laufleistung  beträgt ca. 285.000 KM, die man dem Motor aber nicht anmerkt. Wahrscheinlich auch deshalb, weil der Vorbesitzer (einer von zwei nicht nur Saab, sondern auch Jaguar affinen Brüdern) regelmäßig in die Wartung investiert und der Turbolader laut Aussage bei ca. 200.000 km revidiert wurde. Doch obwohl viele 900er Fans von der Standfestigkeit auch der Turbo-Motoren schwärmen (zu Recht), suchen die meisten ein Exemplar mit weit weniger Laufleistung. So hatte ich diesen 900er auch ein paar Monate unter Beobachtung, während dessen sich kein neuer Liebhaber fand, bevor ich es nicht mehr aushielt und es dann im Frühsommer 2015 mit der Mitnahme aus Holland auf eigener Achse verbunden mit einer kleinen Europatour über knapp 1500 km von Arnhem nach  Paris und von dort über Köln zurück nach Hamburg paßte. Auch dieser Saab stand dann für gut drei Jahre in meiner Halle, bis ich ihn im Winter 2018 für die Wiederzulassung vorbereitete.


Vom Vorbesitzer wußte ich (auch anhand einer mitgegebenen DVD mit vielen, vielen Bildern), daß er und sein Bruder den Turbo 16 im Laufe des Jahres 2006 umfassend in Eigenregie restauriert hatten. Jedoch war die Restauration beim Kauf im Jahr 2015 bereits 9 Jahre her. Und der 900er war auch nach der Restauration als Alltagswagen (natürlich auch gelegentlich zum Ziehen eines Wohnwagens) benutzt worden. Entsprechend war der Innenraum ziemlich verwohnt, der Himmelsstoff zwar noch fest, jedoch fleckig, die Polster ausgeblichen und durchgesessen, die Armlehen abgenutzt, der Teppich dreckig, usw. . Außerdem gab es auch ein paar Einschränkungen im Komfort, so war z.B. die Motorhaubenver- und entriegelung defekt, der Schiebedachmotor ließ sich nicht aktivieren und die Kühlwassertemperaturanzeige funktionierte nicht.

Glücklicherweise stand Ende 2018 in HH ein passender Schlachter bereit, und den Winter 2018/2019 über wurde der Innenraum mit dessen kompletter Ausstattung (Türverkleidungen, Teppich und Polster in persisch-blau wie die originale Farbe und mit dem aus meiner Sicht besseren Luxus-Velours der MY ab 1987) wieder chic gemacht, einige elektronische Helfer wie die ZV und der Tempomat instandgesetzt und Anfang 2019 nach dem Wechsel der Flüssigkeiten per Kurzzeitkennzeichen  wieder auf die Straße gebracht.

 

Leider zeigte sich anschließend bei einer ausführlichen Begutachtung in der Werkstatt jedoch der Unterschied zwischen privatem Engagement bei einer Restaurierung und der Arbeit eines professionellen Karosseriebauers mit anschließender professioneller Rostvorsorge. Denn obwohl der Vorbesitzer in 2006 auch den Unterboden inklusive der Achswellentunnel aufwendig inklusive Neulackierung restauriert hatte, sind heute mehrere Teile des Fahrwerks, des Unterbodens und die AWT wieder arbeitsbedürftig. Schuld daran dürfte auch der aus heutiger Sicht falsche Unterbodenschutz gewesen sein, durch den mit der Zeit doch Wasser eindrang und welches anschließend unbemerkt seine "Arbeit" verrichtet hat.
Jedoch sieht man dem Turbo 16 andererseits die Restauration trotzdem auch heute noch an, denn die Lackierung ist immer noch sehr gut, und die üblichen oft von Rost betroffenen Kantenflächen wie Haube, Kofferraumklappe, Radläufe usw. sind weitestgehend rostfrei ohne Handlungsbedarf. Es dürfte nur wenige 900er aus der "Gradschnautzer" Zeit geben, die heute ohne eine umfangreiche Restaurierung noch so gut aussehen wie dieser.

 

update Febraur 2024:
der TU 16 SE ist als "Vater + Sohn" Projekt in den norddeutschen Raum verkauft.

 

Nachdem ich den SE Anfang 2019 bei der Oldtimer-Prüfstelle für einen umfassenden Mängelbericht vorgeführt hatte, ging der SE zu einem Karosseriebauer. 2019 wurde es aber nichts mehr mit dem Beginn der Arbeiten. Der SE ging daher Ende des Jahres auf eigener Achse erneut in ein Winterlager. Anfang 2020 brachte ich den SE dann auf eigener Achse zu Karosseriebauer 2 , bei dem bereits der 900 GL auf seine Wiedererweckung wartete. Dann kam die Corona-Zeit mit erneut einem langen Stillstand in den beiden Projekten. Aus Platzgründen mußte ich den SE Mitte 2021 erneut zu einem anderen Stellplatz in HH überführen. Ab Sommer 2023 reifte dann in mir die Erkenntnis, daß mir die Motivation abhanden gekommen war, nach dem 900 GL nochmals ein neues Projekt anzugehen, das sich auch wieder über Jahre hinziehen würde. Und mir fehlt(e) schlicht auch der Bedarf, da der 9000 CC zur Verfügung steht und irgendwann ab 2024 auch endlich der 900 GL, den ich wegen des LPG-Einbaus auch beweußt werde bewegen wollen.

Daher der Entschluß zum Verkauf.

Wiederinbetriebnahme:
Anfang 2019 wurde in einem Fachbetrieb (wegen Zeitmangel ausnahmsweise nicht in meiner Stammwerkstatt) eine ausführliche Bestandsaufnahme des Zustands in Form einer "to do Liste" für die Zulassung in Deutschland vorgenommen. Danach war klar: Technik grundsätzlich ok, aber am Blech bedarf es umfangreicher Arbeiten.
Deshalb ging es auf eigener Achse direkt weiter zu meinem Stammkarosseriebauer im Hamburger Umfeld.
Der machte mir für 2019 aufgrund zahlreicher Aufträge in der Warteschlange zwar wenig Hoffnung, aber sagte zu, sich den Blauen auch nochmal genauer anzusehen und Vorschläge zu machen.
Im Sommer 2019 haben wir uns dann den Zustand mal gemeinsam auf der Bühne angesehen, und danach war klar: um es richtig zu machen, muss der Motor raus. Das aber wiederum konnte nicht vor Ort erfolgen, da dafür die Kenntnisse und Arbeitsmittel fehlen.
Also nächster Plan: neuer Standplatz für den Winter, dann Frühjahr 2020 in der Stammwerkstatt Motor raus und anschließend zum Karosseriebetrieb trailern.
Anfang 2020 war der Stand, daß ich für den roten 84ereinen neuen
Karosseriebauer im Umfeld von Hamburg gefunden hatte, mit dem ich bisher zwar noch keine persönlichen Erfahrungen habe, jedoch eine Empfehlung aus dem Bekanntenkreis. Der erklärte sich bereit, seine Erfahrungen mit 900ern auszubauen und auch den Blauen zu machen. Also brachte ich im Frühsommer 2020 den Blauen auch dorthin.
Tja, und wie das so ist mit Plänen ... dann herrschte Corona und erstmal ging gar nichts weiter.
Fast 2 Jahre standen dann beide auf dem Hof des Karosseriebauers, und ich war (und bin) eh sehr oft im Ausland.
Offen gesagt waren auch meine Prioriäten in den zwei Jahren andere als die Saabs, zudem steht mir auch der 9000 CC immer bei Bedarf zur Verfügung.
Aber im Sommer 2022 brauchte der Karosseriebauer auch seine Stellplätze, und das war dann die Entscheidung: Machen oder abbrechen. Für beide 900er.
Ich habe mich für das Machen entschieden, was dann hieß:
Der rote 900er hat Priorität, und damit ging es dort inzwischen mit Motorausbau (Sommer 2022), -teilüberholung (Herbst 2022) und Start Karosseriearbeiten (Januar 2023) weiter.
Der blaue Turbo ging im Sommer 2022 auf eigener Achse erneut zurück nach HH auf einen überdachten Warteplatz, den ich per Zufall gefunden hatte.
Der Plan war, daß (sobald der rote 84er komplett fertig ist) der Blaue (sagen wir mal noch in 2023) in meine Stammwerkstatt geht, dort der Motor raus und danach die Karosse zu einem Karosseriebauer kommt (dieses Mal dann per Trailer), der mir einen einigermaßen verbindlichen Zeitplan für die Blecharbeiten zusagen kann.


Aber Mitte 2023, mit dem 900er Coupé immer noch nicht fertig und mit einer neuen Arbeitsliste für den 88er 9000 CC reifte die Erkenntnis, daß mir sowohl die Zeit als auch der Bedarf und damit auch die Motivation zur Fertigstellung abhanden gekommen sind. Daher steht er zum Verkauf.

 

Die folgenden Fotos zeigen einige Bilder der Restaurierung 2006 und den Zustand, in dem sich z.B. eine der vier Türen aktuell (erneut) befindet.